Inkontinenz bei Kindern: Wie der Beckenboden hilft

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Kinder halten ein Tuch und kleinen farbigen Bällen, Thema Einnässen im Schulalter

Inkontinenz bei Kindern: Wie der Beckenboden hilft


Einnässen bei Kindern: Rund 10–15 % der 7-jährigen nässen regelmäßig ein, und selbst bei 10-jährigen können noch Probleme auftreten. Was können Eltern tun?

Einnässen bei Kindern

Trocken werden ist ein komplexer Reifungsprozess: Blase, Beckenboden und Gehirn müssen lernen, miteinander zu kommunizieren. Hier spielen nicht nur körperliche Faktoren, sondern auch Wahrnehmung, Verhalten und die Unterstützung der Eltern eine große Rolle.

Nimm dir 5 Minuten Zeit. Wir erklären dir, wie die kindliche Blase sich entwickelt, was beim WC-Training hilft, warum der Beckenboden entscheidend ist – und wie Eltern ihre Kinder liebevoll und effektiv begleiten können.

Entwicklung der kindlichen Blase

Von Geburt an signalisiert die Blase: Ich bin voll! Aber Babys und Kleinkinder können diese Signale noch nicht steuern. Erst mit der Zeit entwickelt sich die Fähigkeit, Harndrang wahrzunehmen, einzuhalten und gezielt zu entleeren. Meist passiert das zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr. Doch gerade nachts dauert es oft länger.

Bei Stuhlinkontinenz ist die Entwicklung ähnlich komplex: Der Enddarm muss sich „melden“, das Kind muss das Signal spüren – und dann bereit sein, auf die Toilette zu gehen.

Warum ist das Thema nachts Einnässen und tagsüber Einnässen so aktuell?

In einer Zeit, in der Kinder viel sitzen, wenig draussen spielen und oft unter Leistungsdruck stehen, nimmt die Zahl der funktionellen Blasen- und Darmschwächen zu.

Emotionale Belastung: Was der Schulalltag mit Inkontinenz macht

Für viele Kinder ist es schlimm genug, wenn sie zuhause einnässen oder kleine „Unfälle“ haben. Doch besonders belastend wird es, wenn Inkontinenz auch den Schulalltag betrifft. Häufig erleben betroffene Kinder:

  • Schamgefühle: Sie haben Angst, dass es andere merken.

  • Rückzug: Sie meiden Schulausflüge, Übernachtungen bei Freunden oder Sport, weil dort Toilettensituationen schwerer planbar sind.

  • Mobbing: Wenn Mitschüler Windeln bemerken oder ein Malheur passiert, kann es zu Hänseleien kommen.

Hier brauchen Kinder Eltern, die ihnen den Rücken stärken, und Lehrer, die sensibel reagieren. Auch kleine organisatorische Hilfen wie Ersatzkleidung in der Schultasche oder Absprachen mit der Schule (z. B. häufiger auf die Toilette gehen dürfen) können enorm entlasten. Wichtig ist: Das Kind darf sich nicht als „Versager“ fühlen – es braucht Unterstützung, nicht Strafe oder Druck.

Was können Eltern konkret tun?

Eltern sind oft verzweifelt, weil sie ihrem Kind helfen wollen, aber nicht wissen, wie.

Ein paar BeBo®-Tipps:

  • Geduldig sein und Druck rausnehmen

  • Rituale etablieren und kindgerechte WC-Ausstattung nutzen

  • Körperwahrnehmung spielerisch stärken

  • Bei Bedarf professionelle Hilfe holen (z. B. Physiotherapie, Kinderarzt, Psychologe)

  • Dem Thema Beckenboden Aufmerksamkeit schenken.

Hier findest du fachkundige BeBo® Therapeuten.

WC-Verhalten: So lernen Kinder trocken zu werden

Trocken werden ist kein Wettlauf. Aber: Eltern können die Entwicklung fördern.

Der richtige WC-Sitz
Viele Kinder „baumeln“ mit den Beinen auf der Toilette. Das macht es schwer, den Beckenboden zu entspannen. Ideal: ein Tritthocker, damit die Füße stabil stehen, und ein Toilettensitz, der dem kleinen Po Halt gibt.

Rituale einführen
Regelmässige Toilettengänge (z. B. morgens nach dem Aufstehen, vor dem Schlafengehen) helfen, den Rhythmus zu finden.

Nicht drängen
Manche Kinder reagieren empfindlich auf Druck oder Schamgefühle. Ein liebevoller, geduldiger Umgang ist entscheidend.

Warum der Draht zum Kind so wichtig ist
Inkontinenz ist nicht nur ein körperliches Thema. Stress, Ängste oder Unsicherheiten können den Lernprozess blockieren. Kinder brauchen das Gefühl, verstanden zu werden – dass ihre Eltern ihnen zutrauen, die Herausforderung zu meistern.

Auch Wahrnehmung spielt eine große Rolle: Spürt das Kind, wann die Blase voll ist? Erkennt es, wenn der Darm drückt? Wahrnehmungsschulung kann hier helfen, etwa durch Spiele, das Körpergefühl zu fördern.

Kinder auf farbigen Tuch liegend auf Wiese

Wie hilft der Beckenboden bei Kindern?

Der Beckenboden ist das Muskelgeflecht, das Blase und Enddarm stützt. Wenn diese Muskeln zu schwach oder zu verspannt sind, funktioniert das Abdichten nicht zuverlässig.

Wie läuft Beckenbodentherapie bei inkontinenten Kindern ab?

Beckenbodentherapie ist keine reine Erwachsenenangelegenheit. Auch Kinder können gezielt lernen, diese Muskeln wahrzunehmen und zu steuern – allerdings immer kindgerecht. Dabei geht es um

  • Aufklärung: Spielerisch lernen, wo der Beckenboden sitzt und was er macht.

  • Wahrnehmung: Übungen im Liegen, Sitzen oder Stehen, um zu spüren, wann der Beckenboden angespannt oder entspannt ist.

  • Bewegung: Balancieren, Hüpfen, bestimmte Yoga-Übungen oder Gleichgewichtsspiele, die die Körpermitte stärken.

  • Entspannung: Stressabbau, ruhige Atemübungen und Fantasiereisen, um unbewusste Spannungen zu lösen.

Oft wird auch das Toilettenverhalten beobachtet und angepasst, damit sich der Alltag stressfreier gestaltet. Manche Kinder profitieren von Biofeedback-Geräten, die zeigen, wann der Beckenboden aktiv ist – ein spannendes Hilfsmittel, das Motivation bringt.

Von BeBo® empfohlene Übungen für Kinder

  • Balance-Übungen: Auf einem Bein stehen, auf einem Schwebebalken balancieren – fördert Körpermitte und Stabilität, Vogel oder Flugzeug immitieren

  • Entspannungsübungen: progressive Muskelentspannung, Massage an den Füßen und am Rücken, Massage mit dem Softball, Ausstreifen des Körpers, Geschichten erzählen, Fantasiereisen, oder sanftes Yoga lösen unnötige Anspannung.

  • Wahrnehmungsschulung: Übungen, bei denen Kinder bewusst Becken- und Bauchraum spüren, Körper aufmalen, Sensibilisierung mit Wärmepackungen, Sensibilisierung mit Gegenständen.

  • Bewegung: Kinder, die sich viel bewegen, trainieren ihre Muskulatur oft nebenbei – darum ist Toben erlaubt!

Unser nächster BeBo® Workshop mit Urotherapeutin Ellen Jahnsen-Podien

Jedes Kind ist einzigartig – daher sind Therapien von Kind zu Kind sehr unterschiedlich in der Anwendung. Am Freitag, 12. Dezember 2025 findet der Workshop “Kindliche Harninkontinenz" für Fachpersonen statt. Erarbeite dir an diesem Tag praxisnahes Wissen anhand konkreter Fallbeispiele und interaktiver Gruppenarbeit.

Literatur, die BeBo® empfiehlt:

  • Die lustige Geschichte von Bella Blase und ihren Freunden von Miriam Lefevre

  • Die Geschichte von Conny Colon und Anton Anus von Miriam Lefevre

  • Einnässen beim Kind – Deutsche Kontinenz Gesellschaft e. V.

  • Ausscheidungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen ISBN 978-3-8017-2376-7